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– „Was kommt nach 2020?”

Data publikacji: 26 kwietnia 2018 r. 14:50
Ostatnia aktualizacja: 28 czerwca 2018 r. 11:44
– „Was kommt nach 2020?”
 

fragt Sören Bollmann, Chef des Frankfurt-Słubicer Kooperationszentrums

– Wie ist die gesellschaftliche Stimmung in Frankfurt und Słubice?

– Ich denke, überwiegend sehr offen. Frankfurt hat viele Flüchtlinge und die fühlen sich dort wohl. Aber Frankfurt besitzt auch über 2000 polnische Bürger und Jahr für Jahr weitere 200.

– Seit Dezember 2012 verkehrt zwischen Frankfurt und Słubice die Stadtbuslinie 983. Gibt es Schwierigkeiten?

– Sie fährt und wird fahren. Vertrag und Finanzierung stehen, die Fahrgäste sind zahlreich, alle sind zufrieden. Doch obwohl es die Buslinie schon 5 Jahre gibt und der strategische Handlungsplan beider Städte sie festgeschreibt, fühlen wir uns immer noch am Anfang. Fragen wir die zentrale polnische Ebene nach einer Vertragsverlängerung, scheint man nicht zu verstehen worum es uns geht. Unsere Linie, betrieben durch die deutschen, städtischen Verkehrsbetriebe SVF wird mit polnischen Linien verglichen. Dabei funktionieren wir anders. Wenn die Beamten bemerken, dass etwas anders als in Polen funktioniert, können sie Probleme machen.

– Vielleicht bedarf die Grenzregion spezieller rechtlicher Regelungen?

– Vielleicht… Anfang April traf sich in Berlin der Ausschuss für grenznahe Zusammenarbeit der deutsch-polnischen Regierungskommission. Auch Vertreter von Frankfurt und Słubice waren dort, um darzustellen, wie wichtig diese Buslinie für die Menschen beider Städte ist.

– 1990, mit Öffnung der deutsch-polnischen Grenze, begann sehr schnell die Zusammenarbeit in den durch die Grenze geteilten Städte: Guben Gubin, Słubice Frankfurt, Zgorzelec Görlitz. Die Idee deutsch-polnischer Doppelstädte entstand. Wir funktioniert dies heute?

– Diese Idee entwickelt sich ganz unterschiedlich. Mein Eindruck: Guben und Gubin setzen in erster Linie auf Infrastrukturprojekte. Ganz wichtig der Wiederaufbau der Pfarrkirche in Guben, interessant auch die Theaterinsel. Görlitz, die schönste aller Doppelstädte, bewarb sich mit Zgorzelec um den Titel der europäischen Kulturhauptstadt 2010. Hier gibt es die Literaturtage an der Neiße, überhaupt gibt es hier viel. In Görlitz kann man an Grund- und Mittelschulen Polnisch lernen.

– Und Frankfurt und Słubice?

– Ich denke, wir haben auf sehr unterschiedliche Bereiche gesetzt. Gemeinsame Aktionen gibt es zu viele, um hier alle aufzuzählen. Unterstreichen will ich die immer bessere Zusammenarbeit der Stadtverwaltungen. Auf ihrer jährlichen gemeinsamen Sitzung beschließen die Stadträte neue Handlungspläne. Mehrmals im Jahr trifft sich die gemeinsame Kommission Europäische Integration. noch häufiger die Arbeitsgruppen. Derzeit diskutieren wir, ob damit die besten Formen der Zusammenarbeit gefunden sind, denn unser gemeinsamer Plan reicht nur bis in das Jahr 2020. Was kommt dann? Das beschäftigt uns sehr.

– Am 9. Mai findet in Frankfurt und Słubice der alljährliche Europatag statt, organisiert durch das Frankfurt-Słubicer Kooperationszentrum. Das vielfältige Programm reicht vom Volksfest bis zu Diskussionsrunden über schwierigste Probleme der EU.

– Wir wollen ein Ort sein, an dem offen über die Ausrichtung Europas diskutiert wird. Mein Eindruck ist, dass Bürger in vielen EU-Staaten noch vor zwei Jahren ähnlich geantwortet haben: „Die EU Ist eine Union gemeinsamer Werte und gemeinsamer Wirtschaft.” Heute ist dies nicht mehr sicher. Verschiedene Länder und verschiedene politische Optionen definieren die Werte und gemeinsamen Ideen unterschiedlich. Dabei haben alle den selben Unionsvertrag unterschrieben. Bis vor Kurzem glaubte ich, alle Seiten, oder zumindest der Mehrheit der Länder und politischen Richtungen, wären interessiert darüber zu reden, in welche Richtung die Union zu entwickeln und zu stärken sei. Selbst das ist nicht mehr so sicher.

– Neue Generationen prägen das politischen Leben mit. Sie haben an den alten Diskussionen um die EU nicht teilgenommen und kritisieren nun die Union. Das ist günstig, z.B. für Premier Orban, der sagt, die EU ist nicht Brüssel, sondern alle EU Hauptstädte der EU sollen sich untereinander absprechen.

– Was soll das bedeuten? Für mich ist diese These ein Rückschritt, eine Rückkehr in das alte Europa. Ich will aber nicht zurückgehen.

– Was ist Brüssel? Oft hört man die Meinung, Brüssel sei zu mä chtig.

– Dabei ist Brüssel das Ergebnis. Es zeigt, alle Mitglieder der EU haben sich geeinigt und europäische Institutionen geschaffen, kein Ideal. Man muss verbessern, wie bei Allem, das sich Menschen ausdenken. Die EU ist eine freiwillige Gemeinschaft von Staaten und Brüssel, also die Institutionen der EU, existieren, um die Einhaltung der Verträge durch alle, die unterschrieben haben zu überwachen.

– Vielleicht muss man grundsätzlich klarstellen: Was ist die EU, wozu die Institutionen? Auf jedem Fußballplatz wird die Einhaltung der Regeln überwacht.

– Wenn irgendwas in der EU falsch läuft, wenn die Bürokratie zu groß wird, dann geben verschiedene Regierungen Brüssel die Schuld. Wenn es aber gut läuft, sind sie selbst die Helden. Im vergangenen Jahr war ich auf dem Wirtschaftsforum in Krynica. Ungarn und Polen kritisierten Brüssel scharf, so als läge dies auf einem anderen Stern, ein Ire fragte: „Worum geht es Euch? Alle, auch Polen, sind freiwillig der EU beigetreten, ein Vertrag wurde vereinbart, die Rolle Brüssels klar umschrieben, jeder delegierte Politiker und Beamte dorthin. Wollt ihr kein gemeinsames Europa mehr? Akzeptiert ihr den Vertrag nicht mehr, das Gemeinsame, das ihr unterschrieben habt?” Man kann diskutieren, muss aber auch den Willen der Mehrheit respektieren. Das ist Demokratie. Darüber werden wir auf dem Europatag diskutieren.

– Wenn über die EU diskutiert wird, fällt häufig die Frage: Was haben wir, hat unser Land davon? Vielleicht sollte die öffentliche Debatte mehr Gewicht auf das Gemeinsame legen, nicht auf das Partikulare?

– Darauf, was wir, Deutsche und Polen in die Union einbringen, der eine mit dem anderen.

– Wo liegen heute, auf lokaler Ebene, die wichtigsten Probleme zwischen Deutschen und Polen?

– Bevor ich darauf antworte, möchte ich sagen, aus unserer Sicht wird die Zusammenarbeit auf lokaler Ebene immer besser. Aber es gibt, wie immer, noch viele Probleme zu lösen. Ich denke zuerst, sollten mehr deutsche Schulkinder Polnisch lernen. Das würde uns helfen, sich gegenseitig zu verstehen. Weit mehr Polen lernen Deutsch. Das Problem des Polnischunterrichts findet sich auch in unserem Handlungsplan wieder, aber Frankfurt alleine kann wenig bewegen.

– Was ist zu tun?

– Wir unterstützen die Regierung Brandenburgs bei der Erarbeitung eines Konzepts zur Einführung von Polnischunterricht an den Schulen des Landes. Frankfurt soll hier eine Pilotrolle einnehmen und vielleicht wird Polnisch zweite Fremdsprache neben Englisch. Wer Englisch spricht, kann sich in ganz Europa verständigen. Und Polnisch braucht die gesamte Grenzregion, das brächte der Zusammenarbeit eine ganz neue Dynamik. Fortgeschritten ist das Projekt einer deutsch-polnischen Grundschule in Frankfurt, gleichberechtigt in beiden Sprachen. Nach sechs Jahren spräche jeder Schüler gleich gut Deutsch und Polnisch. Übrigens die Beamten versuchen mit gutem Beispiel voranzugehen. Seit 16. April besuchen über 60 Mitarbeiter beider Verwaltungen, der Stadträte und städtischer Betriebe, Intensivkurse zum Erlernen der Nachbarsprache.

– Was denken die Eltern zukünftiger Schüler über dieses Projekt?

– Vor 3 Jahren fragten wir die Eltern aller Kindergartenkinder in Frankfurt, ob sie wollen, dass ihre Kinder Polnisch lernen und ob sie Interesse an einer bilingualen Schule haben. Von 2500 Eltern antworteten auf die erste Frage 40% mit Ja und 30% sie hätten sich noch nicht entschieden. Dieses Ergebnis war für uns ein Argument in der Diskussion mit der Regierung in Potsdam und für unseren Antrag auf Zulassung der Nachbarschaftssprache als Unterrichtsfach an den Schulen. Bis Dezember soll dieser Antrag entschieden werden. Das Interesse der Eltern ist größer als zu erwarten war.

– Beide Städte, Frankfurt und Słubice, führen das Projekt „Europäische Modellstadt” durch. Worum geht es dabei?

– Wir wollen selbstkritisch auf uns schauen und da vorankommen, wo es bei der Integration und Zusammenarbeit hakt. Aber eigentlich ist meine Meinung nach, die Zusammenarbeit beider Städte so intensiv und das Vertrauen so groß, dass jede Seite offen sagen kann: Das wollen wir und das nicht. Ich kenne Situationen in denen die Deutschen zögerlich waren, aber auch solche in denen die Polen skeptisch blieben. Sehr aufgeregt war zum Beispiel die Diskussion über die gemeinsame Marke „Frankfurt/Oder – Słubice ohne Grenzen”. Vor 5 Jahren von den Stadträten verabschiedet wurde sie erst auf der letzten gemeinsamen Sitzung beschlossen. Der Apell und die flammende Rede Słubicer Stadträte brachten den Durchbruch bei den Frankfurter Räten.

– Was wollen beide Städte denn verbessern?

– Wir konzentrieren uns auf gesellschaftliche Bereiche, auf Kultur, Tourismus, Bildung und Sport. Hier versuchen wir gesellschaftliche Gruppen einzubinden.

– Zum Beispiel?

– Wir finden, es nehmen zu wenig Menschen an kulturellen Ereignissen auf der jeweils anderen Seite der Grenze teil. Ein Grund ist die Sprachbarriere im Theater. Ein anderer die zu geringe Werbung. Das wollen wir ändern. Oder nehmen wir den Bildungsbereich. Hier sind die Unterschiede zwischen Polen und Deutschland sehr groß. Wir meinen, es bedarf auf unterschiedlichen Ebenen vom Kindergarten bis zur Berufsschule gemeinsamer Strukturen um voran zu kommen. Die verantwortlichen Personen unterschiedlicher Einrichtungen müssen sagen: So ist unser System, das unsere Prioritäten, deshalb schlagen wir folgende Projekte vor. Wir gehen in diese Richtung. Ein gemeinsamer Beirat für Bildungsfragen wurde geschaffen, alle Schulen, Universitäten, Handels- und Handwerkskammer, sowie Behörden sind vertreten und erarbeiten neue Projekte. In den Kommunalverwaltungen beider Seiten gibt es eine gemeinsame Arbeitsgruppe. Langsam entstehen Projektideen um das das Bildungssystem für beide, Deutsche und Polen, offener zu machen.

– All das lässt sich nur erreichen, wenn die EU sich weiter stabilisiert. Das Leben in der Grenzregion ist abhängig von der Situation in der gesamten EU.

– Darauf haben wir keinen direkten Einfluss. Wir haben unseren Europatag und können diskutieren, was uns ein gemeinsames Europa bedeutet, was wir, Deutsche und Polen, Wesentliches dazu beitragen können. Wir wünschen, dass unsere Zusammenarbeit auch Beispiel für andere sein kann, dass hier, an der Grenze unsere „kleine EU” entsteht.

– Also herzlich willkommen zum Europatag am 9. Mai in Słubice und Frankfurt.

GESPRÄCH: Bogdan TWARDOCHLEB

Aus dem Polnischen von Mathias ENGER

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